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Was macht einen Bauerngarten aus ?

Gärten kann man danach klassifizieren, was in ihnen gehegt und gepflegt wird: z. B. Gemüse, Obst, Kräuter (und sogar Kinder), oder wie sie angelegt sind: als Zier-, Barock- oder Irrgarten. Für den Bauerngarten dagegen gibt es keine feste Definition, aber ein paar Vorstellungen – einige von ihnen mit einem Hauch von Nostalgie. Was macht einen Bauerngarten aus?

Bauern galten schon immer als bodenständig, mit praktischer und schlichter Lebensweise. Ihre Gärten waren ursprünglich kleine umfriedete, umgewandelte Ackerflächen. Später dienten die Hausgärten in erster Linie dazu, sich auf kurzem Wege mit  frischem Obst, Gemüse und Kräutern zu versorgen. Es waren also vorwiegend Nutzgärten, in denen hier und da auch  bestimmte Blumen ihren Platz fanden. 

Wie plane ich einen Bauerngarten?

In die gegenwärtig kursierenden, bisweilen romantischen Vorstellungen von einem Bauerngarten fließen viele Merkmale des traditionellen Landlebens ein. Im bewussten Unterschied zum oft komplizierten Berufsleben oder einer komplexen Technik soll ein Bauerngarten überschaubar und klar geplant und angelegt sein. Gleich große Beete, alle ähnlich ausgerichtet, dazwischen gerade Sand- oder Kieswege, auf denen eine Schubkarre verkehren kann, und in der Mitte ein markanter Punkt.

Auf den Beeten wächst vornehmlich heimisches Grün. Die ökologisch bewirtschaftete Oase wirkt kompakt, keineswegs weitläufig, sondern einfach und überschaubar; sie liegt abseits vom repräsentativen Herrensitz oder Schlosspark.

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Die Bepflanzung im Bauerngarten sollte willkürlich wirken. Foto: pixabay.com

Die landläufige Idee des Bauerngartens ist inspiriert von schlichter ländlicher Idylle, will also weder vornehm noch elegant erscheinen. Für Umfriedungen als auch Einfassungen und Wege werden natürliche Materialien herangezogen, die vorwiegend aus der näheren Umgebung stammen sollen. Englischer Rasen, asiatische Koniferen, Kunststoffzäune, Gartenzwerge, steinerne Buddhas, Plastik-Nippes, Betonpflaster und ähnliches verbieten sich also für einen Bauerngarten. Auch die Pflanzen bedürfen einer gewissen Auswahl. Darum wohl wissend, werben manche Gärtnereien z. B. für Stockrosen, Kaiserkronen, Kletterrosen, Phlox, Dahlien, Sonnenblumen, Rittersporn und Bartnelken oft mit dem Satz „unverzichtbar in Bauerngärten“. 

Was ist der Ursprung dieser Gärten?

1913 wurde vom damaligen Botanischen Garten in Hamburg (heute Alter Botanischer Garten) erstmals eine  Anlage vorgestellt, die einige typische Merkmale verschiedener gärtnerischer Gestaltungsweisen zusammenfasste und den Namen „Bauerngarten“ erhielt. Daran orientiert man sich hierzulande meist noch heute. Auch den neuen, ca. 800 m² großen Bruder haben die Botaniker der Hansestadt entsprechend angelegt. Doch zugespitzt ausgedrückt: So wie ein Irrgarten nicht von Irren angelegt wird, ist ein Bauerngarten nicht zwingend das Werk von Bauern.

Altes Kloster mit davorliegendem Bauerngarten
Der Bauerngarten hat seinen Ursprung wohl im mittelalterlichen Klostergarten. Foto: pixabay.com

Er ist u. a. von mittelalterlichen Klostergärten und vornehmlich der holländischen Gartenkunst inspiriert. Und auch heute fast vergessene Heil- und Nutzpflanzen machen einen Bauerngarten aus, sie entstammen der Umgegend Hamburgs aus der Zeit vor 1950. Ursprünglich hatten seine Schöpfer eine Art „Raumkunst im Freien“ im Sinn, gepaart mit praktischer Nutzbarkeit. Somit stellt der Bauerngarten eher eine zur Nachahmung empfohlene Gestaltungsidee dar, die keineswegs von ländlicher Nostalgie gezeichnet ist. Interessen fragen heute oft danach, wie man einen Bauerngarten anlegen kann. Nach dem alten und neuen „Hamburger Modell“, einem niederdeutschen Bauerngarten, wird die rechteckig oder quadratisch ausgeführte Fläche durch ein Wegekreuz geteilt. So entstehen verschiedene Abschnitte, die von typischen niedrigen Hecken aus Buxbaum umsäumt werden.

Welche Pflanzen gehören in den Bauerngarten?

Die Pflanzen in einem Bauerngarten bestehen aus mehr oder weniger gleichmäßig angeordneten Beeten, mal mit Gemüsepflanzen, mal auch nur mit Blumen besetzt. Als typisch werden beispielsweise Hochstamm-Rosen, Malven, Stockrosen, Jasmin, Boretsch und Tränendes Herz angesehen. Eingefasst wird die Anlage von einer niedrigen Natursteinmauer.

Doch auch ein Holzzaun, Weidengeflecht oder mannshohe Hecken sind als landschaftlich bedingte Abwandlungen denkbar. In der Mitte des Gartens, also am Wegkreuz, findet sich ein wiederum typisches Merkmal, ein Blickfang.
Er soll einen i-Punkt setzen und das rustikale Erscheinungsbild abrunden. Als geeignete Variationen der Grundidee kommen deshalb vornehmlich ein Rondell mit Blumen, ein Brunnen, ein Baum oder eine Ruhebank in Betracht. 

Rote Hochstammrosen im Bauerngarten
Hochstammrosen passen stylistisch zum Bauerngarten. Foto: pixabay.com

Es gibt Stimmen, die meinen, dass ein Bauerngarten nur zu einem Bauernhaus oder wenigstens zu einem Fachwerkhaus gehöre, alles andere sei Stilbruch. Doch zum Glück und mit ein wenig Toleranz kann die Idee des bäuerlichen Gartens viele Gesichter haben. Auch eine städtische Parzelle mit Reihenhaus erlaubt eine grüne Oase dieser Art. Auf größeren Grundstücken wird der Bauerngarten wohl meist nur nur einen Abschnitt bilden, denn die damaligen Grünflächen vor und hinter den Bauernhäusern waren in der Regel nicht allzu groß. Außerdem waren es meistens die Bäuerinnen, die für den Hausgarten zuständig waren; so ergab sich auch aus Zeitgründen, dass er überschaubar sein musste und vornehmlich der Selbstversorgung diente: Gemüse und Kräuter für die Küche, ein paar Blumen für religiöse und private Anlässe – das musste reichen.

Was ist typisch für einen Bauerngarten?

Heute findet man solche rustikalen Anlagen oft in Museumsdörfern, um bäuerliches Leben zu illustrieren. Dennoch gab es DEN streng definierten Bauerngarten nie, weder im nord- noch im süddeutschen Raum. Wie auch immer – er drückt nicht zuletzt eine Idee und eine Haltung zur Natur aus. Deshalb gelten solche Gärten heute oft als das, was wir gedanklich in sie hineinlegen.  In einem bekannten Gartenratgeber heißt es dazu bezeichnend: „Er … bietet alles, was das Leben im Garten so schön macht.“ 

 

Ein Bauerngarten beherbergt weder Grasflächen noch Koniferen, keinen Pool und keinen Teich und auch keinen modischen Schnickschnack, wie es heute in Freizeit- oder Wochenendgärten so oft der Fall ist. Seine Pracht liegt in seiner schlichten Natürlichkeit.